"Ja klar" war damals meine Antwort, als mir Ulli Bixa anbot, ein langes Wochenende zum Thema Tanz, Musik und Kultur aus Ägypten zu gestalten. Gemeinsam mit Brigitte Ferchichi hatten wir rasch ein Riesenprogramm beisammen und standen dann vor der Aufgabe, das Wesentliche zu finden. Was war uns wirklich wichtig, was wollten wir vermitteln? Inspiriert von unseren Ägyptenreisen wollten wir gerne "das andere Ägypten" zeigen. Ein Ägypten, in dem das Leben nach wie vor seinen Lauf nimmt, gearbeitet, gefeiert, getanzt und musiziert wird. Herzlichkeit, Gelassenheit, Humor und die ansteckende Freundlichkeit der Menschen sollte unser Ausgangspunkt und gleichzeitig roter Faden werden.

Wir starteten den Donnerstag Nachmittag mit einer Schnupperstunde. Abdo und Emad begleiteten uns dabei an Darabukka und Oud. Das half allen, die den Tanz zum ersten Mal ausprobierten, ihre Scheu zu überwinden, sich vom Rhythmus mitreißen zu lassen und in die Enfachheit und Natürlichkeit des Tanzes einzutauchen.

Die Musiker begleiteten auch den Abend mit Trance-Tanz-Musik. Im ewigen Hin und Her, dem wirbelnden Kreisen, dem Drehen auf der Stelle konnten die TeilnehmerInnen erleben wie es ist, ganz bei sich und doch mit allem verbunden zu sein. Durch die Live-Musik wurde diese Erfahrung lebendig und sehr intensiv. Innerliche und äußerliche Bewegtheit und Berührtsein stellten sich ein. Die abschließende Gesprächsrunde fand dann in sehr entspannter, offener und vertrauter Atmosphäre statt.

Die Workshops am darauffolgenden Freitag boten einen Einblick in Musik- und Tanzstile Ägyptens: von den Stocktänzen und den Tänzen der Ghawazi Oberägyptens bis zum  städtischen Baladi. Brigitte und ich wechselten uns mit den Workshops ab. Ich nahm natürlich die Gelegenheit war, als Teilnehmerin einfach mitmachen zu können - was für ein Geschenk. Dabei stieß ich allerdings an natürliche Grenzen. Brigittes "Tanz des Herzens" wollte ich mir am Freitag Abend auf keinen Fall entgehen lassen. Um mich selbst etwas auszuruhen beschloss ich zuzuschauen und wurde von sanfter Stimme und berührender Musik zu erholsamen Schlaf verführt.... Der Abend klang dann aber auch für mich noch mit angeregten Gesprächen im schönen Innenhof des Schlosses aus.

Am Samstag Vormittag schloss ich die Workshops mit dem Thema "Von Innen nach Außen" ab. Ich hatte den Eindruck, dass sich ein schöner roter Faden durch die Workshop-Reihe gezogen hatte. Vom Einblick in die Tanztechnik über die verschiedenen Musik- und Tanzstile über das innere Bewegtsein und Berührtsein im "Tanz des Herzens" bis zum Sichtbar-Machen der Musik, der Aufforderung, die Tänzerin nicht darzustellen, sonder zu SEIN.

Währenddessen hatten Brigitte und Mohammed im Vorraum den Bazar und einen kleinen Infostand aufgebaut und begonnen, Kaffee zu Kochen. Der gesellige Teil kündigte sich an. Die TeilneherInnen waren in der Pause kaum mehr von den Tüchern, Schals und Kleidern wegzulocken. Auch der eine oder andere Kaffee wurde schon getrunken. Und ein bißchen Nervosität war auch schon hier und da zu spüren. Schließlich kündigte sich ein Höhepunkt an: eine Performance von Brigitte, ihren Tanzgruppen und mir. Der Nachmittag begann also mit einer Probe, die Musiker mussten über den Ablauf informiert, alles musste abgestimmt werden. Wie üblich ging bei der Probe nicht alles so glatt - aber natürlich ein gutes Zeichen für die Performance später. Schließlich hatten doch alle (einschließlich mir selbst) sämtliche Kleidungsstücke griffbereit im Umkleideraum und wir konnten beruhigt mit dem abschließenden Tanzfest starten.

In den Performances wurde wieder der Reichtum Ägyptischer Tänze und Musik sichtbar - von Nubien über den Said bis zum Baladi aus Kairo. Mit viel Live-Musik, angeregten Unterhaltungen und Spass klang dieser Abend und damit ein erfüllendes und bereicherndes Wochenende aus. Vielen Dank an Ulli Bixa und das Team des Bildungshauses, die uns mit viel Geduld und beinahe ägyptischer Gelassenheit begleitet haben!

Fotos: Ulli Bixa - Link zum Album