33rd  World  Congress on Dance Research  Athens 21. - 25. November 2012

Vortragsmanuskript Dr. Bernhard Weiser - Kurzfassung

Tanz als Anknüpfen an eine pränatale Ur-Imago - Zur therapeutischen Wirksamkeit des Tanzes

In meinen Forschungen über die psychologischen
Grundlagen des Tanzes und aufgrund meiner über 25-jährigen Erfahrung als Psychologe,
Psychotherapeut, Bewegungstherapeut und Ausbildner für Tanzpädagogik und
Tanztherapie habe ich 10 Felder zur therapeutischen Wirksamkeit des Tanzes
herausgearbeitet.

Diese lauten:

Tanz als…

  • …Anknüpfen
    an eine pränatale Urimago
  • …Verbindung
    zum Lebensganzen
  • …leibliche
    Begegnung
  • ...lebendiger
    Körperimpuls
  • ...Kulturphänomen
  • ...Psychohygiene
  • ...Ausdruck
    der Körperbeherrschung und Weltgestaltung
  • ...Feld
    narzisstischer Befriedigung
  • ...Feld
    des erotischen Spiels
  • ...symbolische
    Verdichtung von Lebenssituationen

In diesem Kurzvortrag möchte ich Ihnen den ersten und
tief greifendsten Faktor zur heilsamen Wirkung des Tanzes vorstellen: Die
therapeutische Wirksamkeit des Tanzes im Anknüpfen an eine pränatale Urimago

Die Psychoanalyse ging lange davon aus, dass die
psychische Strukturbildung erst mit der Geburt beginnt und durch das
Wechselspiel von Triebspannung und Befriedigung vorangetrieben wird.
Die pränatale Psychologie zeigt uns eindrucksvoll, dass es bereits
vorgeburtlich zum Aufbau einer ersten psychischen Struktur kommt. Diese
Urstruktur, in der pränatalen Psychologie auch Urimago genannt, entspricht in keiner Weise der
späteren psychischen Struktur unter der Dominanz des Ichs. Sie ist durch und
durch rhythmisch geprägt (Herzschlag, Atmung, der wiegende Gang) und bildet die
tragende Grundschicht unseres Seins. So wie bei schwer deprivierten Kindern der
Organismus sich in einer malignen Regression ganz auf diese rettende Urschicht
zurückzieht (z. B. im abgeschotteten monotonen Schaukeln) können wir im Tanz in
einer benignen Regression aus den tiefen Quellen unserer frühesten Erfahrungen
schöpfen. Der Tanz bietet den bestmöglichen Zugang zu diesen Tiefenschichten
unserer Persönlichkeit: Der Rhythmus von Musik und Bewegung, die vestibuläre,
taktile und propriozeptive Stimulierung, all das bietet die optimale Mischung
für ein Anknüpfen an unsere erste eigene Erfahrungswelt. Aus diesem Grunde ist
der Tanz, wenn er in seiner jeweils speziellen Form diese Regression zulässt,
grundsätzlich heilsam. Eingebettet in einen therapeutischen Kontext kann der
Tanz seine volle heilende Wirkung entfalten. Wenn der Tanz auch noch auf
vielfältige andere Weise heilend wirkt, so ist das Anknüpfen an die pränatale
Urimago der tiefstmögliche therapeutische Zugang. 

Sie möchten den gesamten Vortrag lesen? Das vollständige Manuskript ist im Anhang zu finden.

Bildquelle: Poster Tanzforschungskongress 2012