In
den Niederlanden wird unser eigener Volkstanz manchmal auch geringschätzend als
'Klompendans' bezeichnet. Wenn auf dem Land gearbeitet wurde, trug die
niederländische Bauernbevölkerung normalerweise Holzschuhe (Klompen). Aber wenn
getanzt wurde, dann geschah das für gewöhnlich nicht bei Gelegenheiten, bei
denen Arbeitskleidung getragen wurde - also auch keine Holzschuhe. Getanzt
wurde an Fest- und Feiertagen, zu denen man die passende Kleidung und
vorzugsweise 'richtige' Schuhe trug. Natürlich gab es noch genügend Arme, die
auch bei festlichen Gelegenheiten Holzschuhe trugen und folglich auch in
Holzschuhen tanzten. Ich denke, dass wir bei dem Ausdruck 'Klompendans' annehmen
sollen, dass es sich hier um die Tanzäußerungen der 'Bauernlümmel' handelt,
welche außer 'primitiv' auch noch arm waren. Dieser Ausdruck ist ein
bezeichnendes Beispiel für das klassifizierte Denken der Städter; sie selbst
sind gebildet sprich: kultiviert und stehen über der primitiven
Dorfbevölkerung.

Das
Schuhwerk das man trägt, bestimmt größtenteils auch wie man tanzt. Wenn man in Holzschuhen tanzt, wird das den
Tanzschritten nicht gerade einen eleganten Charakter geben. Dann sind leichtere
Schuhe doch vorzuziehen. Mit bloßen Füßen zu laufen war für arme Leute in
früheren Tagen auch normal - sofern das Wetter dies zuließ. Barfuß zu tanzen
wird dann wohl auch öfter vorgekommen sein. Barfüßig im Gras zu tanzen kann
eine äußerst angenehme Erfahrung sein. Menschen, die einer gesunden Lebensweise
(Naturkost und dergl.) anhängen, wissen bestimmt, wie wohltuend das ist und
jeder, der sich noch gut an seine Kinderjahre erinnern kann, weiß das sicher
auch noch. Ich glaube nicht, dass es Kinder gibt, die den unwiderstehlichen
Drang im Gras zu hüpfen und zu tanzen niemals empfunden haben. Mir ist aus
europäischen Ländern kein Tanz bekannt, den man vorzugsweise barfuß ausführt.
Unser Klima wird wahrscheinlich nicht der einzige Grund dafür sein. Doch vor
allem in den asiatischen Ländern und Afrika findet man häufiger traditionelle
Tänze, die barfüßig getanzt werden. Betrachtet man die asiatischen Tänze, so
fällt auf, dass ihre Ausführung nicht in erster Linie auf die Schritte
gerichtet ist. Es fallen eher geschmeidige Arm- und Handbewegungen auf. Völker,
die aufgrund ihrer Tradition mit beschuhten Füßen tanzen, werden dagegen gerade
einen Reichtum an Schritten entwickeln.

Von Russen wird gewöhnlich angenommen, dass sie - sowohl die Männer als
auch die Frauen - Stiefel tragen. Die Volkstanz-Ensembles, die wir auf den
Bühnen im Westen sahen, haben uns dies so gezeigt. Bei ihnen tragen die Männer
ohne Ausnahmen Stiefel, die Frauen manchmal Stiefel und manchmal verschiedene
Arten von Schuhen. Wenn wir Abbildungen von russischen Soldaten, Kosakken oder
der etwas reicheren Bürger betrachten, werden wir sie immer mit Stiefeln oder
Schuhen an ihren Füßen sehen. Aber wenn man Abbildungen von russischen
Dorfbewohnern von vor ca. 70 Jahren anschaut, sieht man eine andere Art von
Schuhwerk. In den russischen Bauerngemeinschaften von damals trug das Volk
Schuhe, die man selbst herstellen konnte und zwar aus einem Material, das die
Natur lieferte. Dieses war das Schuhwerk des einfachen Volkes, genannt 'Lapti'.
Das sind Schuhe, die aus Baststreifen der Linde oder auch der Weide geflochten
wurden. Die Lapti wurden über den sogenannten 'Partjanki' getragen. Das sind
Fußlappen (schmale Stoffstreifen), die man um Fuß und Knöchel wickelte. Solche
Stoffstreifen kennen wir in den Niederlanden auch und zwar unter dem Namen
'puttee'. Diese Bezeichnung kommt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie
(Wickel)gamasche. An den Lapti waren Schnüre oder Kordeln befestigt, die
kreuzweise um die Knöchel gewunden wurden, um die Partjanki an ihrem Platz zu
halten.

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Text und Fotos:© Hennie
Konings

(Übersetzung: Doris Saisch)