„Lobe den Herrn,
meine Seele!“ (Ps 103,1) – eine Einladung zum getanzten Gebet in der
Votivkirche in Wien

Was am 23. Mai 2014 in der Votivkirche in Wien seinen
Höhepunkt fand, hatte mit einem Pausengespräch im Bildungszentrum St.
Virgil in Salzburg ca. eineinhalb Jahre vorher begonnen. Meine Lehrgangskollegin
Edit Lafranco im Lehrgang „Zu den Quellen tanzen – Tanz in der Begegnung mit den Weltreligionen“ und ich tauschten uns über die Möglichkeiten von Sakralem Tanz
in der Liturgie bzw. in Kirchen im allgemeinen aus -

und sofort stieg vor
meinem inneren Auge wieder einmal das Bild auf, wie gerne ich Menschen
ermutigen wollte, an einem getanzten Gebet teilzuhaben und eine Ahnung zu
vermitteln, was es bedeuten kann, mit Gott „leibhaftig“ in Beziehung zu treten.

 

 

Hier im Lehrgang hatte ich für mein Anliegen eine kongeniale Partnerin
gefunden. Edit – ehemalige Staatsballetttänzerin, Ballettlehrerin, Absolventin des
Theologischen Kurses und besagten Lehrganges (eine nahezu perfekte
Kombination!) – entwarf, nach einer Besichtigung des Kirchenraumes und
Besprechung der praktischen Möglichkeiten – ein wunderbares Programm, das alle
BesucherInnen der Langen Nacht in ihren Bann zog.

Mit dem Tanzensemble NEOBA wurden
die Zusehenden und (hoffentlich) auch innerlich Mitschwingenden durch ein
Programm geleitet, in dem Musikauswahl und entsprechende Choreografie wunderbar
aufeinander abgestimmt waren und harmonisch von einem Stück zum nächsten
führten. Liturgische Texte, weitere Gebete und Psalmen wurden tänzerisch
umgesetzt, dazwischen ergänzten der gesprochene Psalm 23

und das Friedensgebet
des heiligen Franziskus das Programm. Da die Votivkirche auch Wiens internationale
Kirche ist, in der sich Menschen „grenzen-los daheim“ fühlen sollen, wurden die
Gebete nicht nur auf Deutsch, sondern auch in anderen Sprachen vorgetragen, was
ebenfalls perfekt mit den aus verschiedenen Kulturen stammenden Musikstücken
harmonisierte.

 

Das letzte Gebet, ebenfalls mehrsprachig vorgetragen, war
das Gebet der hl. Teresa von Avila „Nada te turbe“. Mit der Vertonung des
Textes in der Melodie aus Taizé wurden die BesucherInnen der Langen Nacht
eingeladen, sich nun selber nicht nur innerlich, sondern auch leibhaftig am
getanzten Gebet zu beteiligen und an einer schlichten aber kraftvollen
Gehmeditation teilzunehmen.

„Nada
te turbe, nada te espante … sólo Dios basta.“ - „Nichts soll dich
ängstigen, nichts dich erschrecken … Gott allein genügt.“
Wenn der eine oder
die andere BesucherIn der Langen Nacht in der Votivkirche in diesem Gedanken
ein wenig Zuversicht und Vertrauen finden und berührt von dieser besonderen
meditativen halben Stunde seinen/ihren Weg fortsetzen konnte, erfüllt uns das
bis heute mit Dankbarkeit und Freude. 

 

Text und Fotos: Sandra Ranner