Original in englischer Sprache

Deutsche Übersetzung: Um Roma Musik und Tanz zu verstehen, muss man MAHALA (Nachbarschaft), den sozialen Zusammenhalt einer Roma Community, verstehen. Roma Gemeinschaften fußen auf Hierarchie, Clans und Nachbarn.  Die meisten Roma Tänze der Balkanstaaten (Mazedonien, Serbien, Bulgarien, Kosovo, Albanien, Griechenland, Türkei) sind von großer Bedeutung für das Überleben und Bestehen der Roma.  Lassen Sie mich diese Phänomene etwas näher erklären. Für Roma ist es besonders wichtig, Hochzeiten, Beschneidungen, Taufen und Festtage zu feiern. Sie stellen einen wesentlichen Grund dar, warum Roma schon 1000 Jahre seit ihrer Ankunft aus Indien in Europa und anderswo überlebt haben.

Die meisten Roma Künstlerinnen, Musiker und Tänzerinnen konnten dadurch die Traditionen der Balkanländer lebendig erhalten, trotz Diskriminierung, Rassismus und staatliche Restriktionen gegenüber der Volksgruppe der Roma. Obwohl viele dieser Länder niemals Geld für die Erhaltung der Roma Musik, - Tänze oder –Kleider ausgeben würden, konnten die Roma doch ihre Kultur am Leben erhalten. Bis heute sind „Zigeuner/Gypsy-Shows“ große Attraktionen für das Publikum. Wenn es aber darum geht, die Menschenrechte oder die Roma Kultur verständlich zu machen, dann versagen die Manager und die Musikindustrie.

Mahala Tänze verstehen sich als soziales Event, als Zusammenkommen der Community, nicht als Platz für „Individualität“. Bei diesen Festen hat Individualität keinen Platz, die gesamte Community ist involviert, wobei besonderes Augenmerk auf die „älteren“ Familienmitglieder gelegt wird. Die meisten Tänze haben unterschiedliche  Takte wie 2/4, 7/8, 9/8, 12/8 und ähnliche komplexe Takte.  Die Tänze, die ich lehre, sind zumeist aus diesen Communities oder Mahalas und da ist wenig Choreografie erhalten, denn diese Balkanstaaten unterstützen lieber Nationalismus als das kulturelle Erbe von Minderheiten, sowohl vor als auch nach dem Ende des Kommunismus.

Mahala Tänze bieten unterschiedliche Formen und Schritte, einer der bekanntesten, die ich lehre ist “pharo” horo – übersetzt: “schwerer Tanz”. In Bulgarien, Serbien, Kosovo und Mazedonien, nennen sie diese auch “teškoto”. „Horo“ wird meist in einem offenen Kreis getanzt. Mancherorts tanzen nur Frauen ohne einem einzigen Mann im Kreis, weil diese die muslimische Religion übernommen haben. Es gibt auch Kreise, die ausschließlich aus Männern bestehen. Der pharo horo ist auch als „Tanz der Männer“ bekannt. Ein anderer unter Roma häufig getanzter Tanz in einigen der östlichen EU Länder heißt: Čoček (MK, SRB, KS) or Ќyček (BG). Der Čoček besteht aus einem 2/4 oder 7/8 Takt mit seinen Variationen. Das ist der Tanz, der bei den Roma Zusammenkünften am häufigsten getanzt wird. 

Auch andere Tanzformen sind bekannt wie Pravo, Gajda, Telo vas etc. Seit dem Ende des Kommunismus und von Ex-Jugoslawien sind diese Tänze bei vielen jungen Roma in Vergessenheit geraten, weil ältere Generation nicht mehr so tanzen konnte, wie sie getanzt hatten, als sie jünger waren. Viele mahalas wurden zerstört und sie bestehen nicht mehr, Gründe dafür waren der Krieg, Strukturwandel (Gentrifizierung) und eine geänderte ökonomische Situation.

Während meiner Tanzseminare, die ich in der EU und den Balkanländern mache, passiert es oft, dass junge Roma ihren Augen nicht trauen, wenn sie Deutsche, Österreicher, Schwedinnen oder Norwegerinnen sehen, die ihre traditionellen Tänze darbieten. Sie sind sehr beeindruckt von den Ausländern, durch die die alten Tänze und Lieder erhalten bleiben. Ein junger Roma sagt: „ Oh, so hat meine Großmutter getanzt, mein Onkel oder ein andere älteres Community-Mitglied!“ Als Tanzleiter liegt es mir besonders am Herzen, diese Tänze genauso wie traditionelle Roma-Gesänge zu bewahren.

Roma haben kein Land und keinen Staat, die ihren kulturellen Schatz fördern. Ich bin sehr glücklich, dass ich die Gelegenheit habe das zu tun und ihn zu erhalten, gemeinsam mit zahlreichen Teilnehmenden, aus den USA, Kanada und vielen Ländern Europas. Ich freue mich darauf, mein Wissen Balkan-Tänzern und -Sängerinnen weiterzugeben und hoffe, wir können auch weiterhin diese Kultur weitergeben , die viel zu lange ignoriert und missverstanden wurde. Es wird Zeit, dass wir die schöne Seite der Romakultur zum Strahlen bringen! Opa!

Fotoquelle: (c) Voice of Roma