Danceability-copyright Elena KazarnovskayaDanceAbility – the Art of Being Together – ist ein tanzpädagogischer Ansatz, der allen Menschen unabhängig von ihrer körperlichen oder geistigen Verfassung und von ihren Vorkenntnissen einen Zugang zum kreativen tänzerischen Ausdruck ermöglicht. Barrieren und Isolation werden dabei durch Begegnung in Bewegung abgebaut.

DanceAbility ist eine einzigartige, um 1987 von Alito Alessi und Karen Nelson in den USA entwickelte Methode der strukturierten Tanzimprovisation. Beide Tanzschaffende kommen aus dem Umfeld des postmodernen Tanzes des Judson Dance Theater und aus der Contact Improvisation. Seit 1997 wird die Methode von Alito Alessi kontinuierlich weiterentwickelt und weltweit in 4-wöchigen Lehrgängen vermittelt. DanceAbility International ist inzwischen eine anerkannte Non-Profit Organisation und die Methode eine registrierte Marke. Der Ansatz ist für Profi-Tänzer genauso interessant wie für Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder für Menschen ohne Tanzerfahrung. DanceAbility ist für Alle offen und schafft einen gleichberechtigten Dialog. Alle Tanzenden bekommen gleiches Material, gleiche Scores für die Improvisation und setzen sie auf ihre individuelle Weise um. Jede/r trifft eigene Entscheidungen in der Bewegung. Die Diversität der Gruppe ist dabei ausschlaggebend für gegenseitiges Lernen und Erweiterung des Bewegungsrepertoires.

Danceability-Copyright elena KazarnovskayaDie Vorzüge der Methode zeigen sich besonders in fähigkeitsgemischten Gruppen, da sie mit dem Ziel konzipiert wurde, unterschiedlichste Menschen in Kontakt zu bringen und Barrieren abzubauen. Das Improvisieren wird daher zuallererst von der Idee eines ‚gemeinsamen Nenners‘ einer Gruppe getragen. Am Anfang einer Stunde ist es die erste Aufgabe des DA-Dozenten den gemeinsamen Nenner aus der Zusammensetzung der Gruppe abzulesen. Der gemeinsame Nenner kann zum Beispiel sein, dass alle Teilnehmer hören können (wobei einige Teilnehmer blind sind) oder dass alle Teilnehmer sich eigenständig im Raum fortbewegen können (wobei einige Teilnehmer nicht alle Gliedmaßen bewegen können) etc. Der ultimative gemeinsame Nenner wird in einem Zitat von Alito Alessi genannt: „WER ATMEN KANN, KANN TANZEN!“ Ferner ist es hilfreich, eine sogenannte Satelliten-Unterstützung in der Gruppe zu haben – das können Co-Dozenten oder Teilnehmer sein, die mit der Methode bereits vertraut sind. Sie tragen dann mit ihrem Wissen die Gruppe mit und können bei Bedarf Fragen in Kleingruppen klären. Besonders bei großen Gruppen kann ein Satelliten-Unterstützungsteam notwendig sein.

Vier Grundelemente sind mehr oder weniger in allen DanceAbility Übungen/Scores enthalten. Je nach Gruppenzusammensetzung und Dauer der Zusammenarbeit (Schnupperstunde, Workshop, fortlaufender Kurs, Projekt) wählt man Scores aus unterschiedlichen Themenblöcken, wie zum Beispiel Gemeinsame Sprache, Berührung, Schwerkraft, Präsentation etc. Ein wesentlicher Merkmal von DanceAbility als Methode ist die Systematisierung von Scores, damit man für jede Gruppe das Passende findet. Die vier Elemente der Improvisation entstammen dem Tanz- und Kunstverständnis des postmodernen Tanzes, wurden aber für die Zwecke der Zugänglichkeit umstrukturiert und systematisiert. Dennoch finden sich viele Parallelen mit anderen Strömungen des zeitgenössischen bzw. postmodernen Tanzes.

  1. Das grundlegende Element ist die Körper- und Bewegungswahrnehmung (engl. sensation). Die Tanzenden werden angeregt, jede Bewegung und jede Position bewusst zu spüren. Wie fühlt sich der Körper an? Wie fühlt sich die Schwerkraft an? Was spüren wir bei der Bewegung? Wie möchte sich der Körper jetzt bewegen? Wie sind die Umrisse und die Lage des Körpers? Wie sind die Empfindungen in einzelnen Körperteilen? Jede Bewegung soll mit Bewusstheit und Aufmerksamkeit ausgeführt werden.
  2. Die Beziehung zu Mit-Tanzenden (engl. relationship). Bin ich im Kontakt? Achte ich auf meine Partner? Was finde ich an Anderen interessant? Gebe ich ihnen die Möglichkeit mich wahrzunehmen? Wie kann ich im Kontakt und gleichzeitig bei mir sein, gleichermaßen nach außen und nach innen wahrnehmen?
  3. Zum Element Zeit (engl. time) gehören Variationen von Geschwindigkeit, Pausen, Plötzlichkeit/Allmählichkeit, Rhythmus etc. Wie kann man mit den zeitlichen Faktoren spielen? Wie kann man damit die Beziehung gestalten?
  4. Die Gestaltung bzw. Gesamtkomposition (engl. design): Wo und wie sind die anderen Tanzenden im Raum? Wie wird der Raum bespielt? Was trage ich zum Gesamtbild bei? Wie ist die Dynamik der gesamten Gruppe? Wie würde die Improvisation auf Zuschauer wirken?

Mit den Elementen erkunden und erweitern die Tanzenden ihre kreativen Bewegungsmöglichkeiten und finden sowohl ihre ganz persönliche als auch eine gemeinsame Tanzsprache. Aus dem Improvisieren heraus können Choreografien entwickelt werden. Dabei können sowohl die Tanzenden als auch der/die außenstehende Dozent/in in der Rolle des Choreografen auftreten. Jede/r Tanzende kann eigene Bewegungen oder Phrasen einbringen und den Anderen in der (Klein)Gruppe vermitteln. Der/die Dozent/in kann die Sequenzen anordnen und/oder zusätzlich verbindende Scores einbauen.

DanceAbility ist keine Therapie und kein Wettbewerbs-Tanz. Es wird auch nicht angestrebt, Alle gleichermaßen zu involvieren – jede/r entscheidet über die Teilnahme für sich. DanceAbility schafft einen Möglichkeits- und Erfahrungsraum, in dem Kontakt und Austausch im Tanz stattfinden können. Die einzigen Voraussetzungen sind Experimentierlust und Neugier auf sich selbst, auf Andere und auf die Bewegung. Es geht um individuelles Erleben und Entdecken, nicht um Leisten oder Verbessern. Ein DanceAbility-Dozent gibt niemals Bewegungen ‚wie in der Tanzschule‘ zum Nachmachen vor. Im Unterschied zu Gesellschaftstanz mit Regeln und Vorgaben basiert DanceAbility auf Angeboten und Prinzipien. Es werden Strukturen und Wege vorgeschlagen, wie sich die tänzerische Individualität entfalten und mit Anderen interagieren kann. In der Improvisation können gewohnte Denkmuster verschwinden und dem Miteinander im Tanz hier und jetzt Platz machen.

Elena Kazarnovskaya www.facebook.com/DanceAbilityKoeln

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